Im Zirkus

Ich schlief gut in dieser Nacht. Das lag vielleicht an dem süßen Lächeln der Tänzerin im Zirkus, das mich verzaubert hatte, vor allem aber an den vielen Stamperln "Aquardiente" die ich mit der netten alte Dame des Hotels am Vorabend noch geleert hatte.

 

Ich schlüpfte in meine Kleider und verließ mein Zimmer. Draußen warteten schon ein paar meiner freunde ungeduldig darauf, mir die Neuigkeiten zu erzählen. "Hör mal“ sagten sie „Dein Moped ist schon mehrfach in den Nachrichten erwähnt worden!" „Was ist denn passiert?“ fragte ich: „Na wegen deiner Nummerntafel“ antworteten sie aufgeregt. „Stimmt denn was nicht damit?“ „Komm mit“ meinte er nur: ich lad dich erst mal zum Frühstück ein“. Das Mädel hinter der Theke lachte mich an:

„Alle reden sie im Dorf von Dir!“ sagte sie. Mit dem Frühstück am Tablett marschierte ich zu einem freien Tisch. Kaum hatte ich mich hingesetzt kam einer Männer vom Dorf herein steuerte in meine Richtung, knallte mir einen Zwanziger aufs Tablett und meinte: hier nimm. Dann kam noch einer mit einem Fufi und als sich ein Dritter grinsend an meinen Tisch setzte mit der Bemerkung, dass ich dem Dorf Glück brächte, klärten mich endlich meine Freunde auf. An die Zwanzig Leute im Dorf hatten am Vortag in der Lotterie auf meine Nummerntafel gesetzt und gewonnen.

 

Nun kamen die vorbei, die nicht auf die Idee gekommen waren und verlangten nach einer neuen Nummer. „Ich glaub am Vergaser steht eine, wenn Dir das hilft?“ meinte ich und zuckte die Schultern.

 

Mit meinen Gedanken war ich im Tal unten beim Zirkus. Morgen würden sie ihre Zelte abreißen und weiterziehen. Ich wollte sie unbedingt noch einmal wiedersehen, also schwang ich mich auf Frankie und fuhr den Weg hinaus aus dem Dorf zur Wiese, wo das bunte Zelt stand. Die gesamte Zirkus Besatzung war zusammen gelaufen, als ich den Motor abstellte. „Schön, dass Du vorbeikommst“ sagte Paula: „Wir sind schon durchs Dorf gefahren um Dich zu suchen!“. Mit leuchtenden Augen sahen wir uns alle an und neugierig lauschten wir den Geschichten des anderen, soviel hatten wir uns zu erzählen. „Bleib doch hier!“, sagten sie. „In wenigen Minuten beginnt unsere Show, danach kannst Du, wenn du möchtest, auch Dein Zelt aufbauen in unserem Zelt!“

 

Die Neuigkeit sprach sich schnell herum im Dorf: „Der Riese arbeitet jetzt im Zirkus!“ erzählten sich die Leute, als ich am nächsten Morgen beim Abreißen und Verladen des Zeltes half. Als endlich der ganze Zirkus verladen war, kam Paula zu mir und sagte: "Wir alle möchten, dass Du mitfährst und bei uns bleibst." Ich drückte sie und versprach ihr, nachzukommen, dann fuhr ich zurück ins Dorf, wo meine jungen Freunde schon ungeduldig mit ihren „Moto Ratones“ auf mich warteten.

 

„Wo warst du solange?“ fragten sie. „Komm, lass uns fahren“. Ich stieg in eins dieser Motor Rikschas auf dem Caterpillar stand und dessen StoffDach sie aufgerollt hatten, damit ich besser reinpasste und fuhren im Konvoy zu siebend zu einem Fluß mit Sandstrand. Während die Jungs von der Brücke aus ins tiefe Wasser hechteten kochten ihre Frauen in einem Riesentopf Sancocho am offenen Holzfeuer. Als der Abend hereinbrach fuhr die ganze Truppe mit einem Riesen Trara zurück ins Dorf. Die Party hätte bestimmt noch lange gedauert, doch ich war müde und verabschiedete mich. Auf einer Wiese bei einer anderen netten Familie baute ich mein Zelt auf und schlief tief ein.

 

* Fufi: Fünfziger

* Frankie: „Frankenstein“ – mein Moped!

* Moto Ratones: Mopedratten (kleine überdachte seitlich offene Dreirad Mopeds (Rikschas)