Hochwasser

Die Winter in Boliviens Tiefland sind meist ein wenig kühler und trocken, und die Erdstrassen gut befahrbar. So kam ich recht zügig bis nach Trinidad, lernte dort Nesto und seine Familie kennen, besuchte ein traditionelles Stadtfest und blieb für eine weitere Nacht. Abends kühlte es jedoch weiter ab und dunkle Wolken zogen über den Himmel. Bald darauf fing es an zu Regnen und es regnete über Tage hinweg. Die Wege verwandelten sich zu sumpfigen Flüssen und mein Schlafplatz in Nestos Vorhof, in dem ich mein Moskitonetz aufgespannt hatte, verschwand in einem großen See. So übersiedelte ich zu Conan dem Sattler, der mich eingeladen hatte, bei ihm und seinen jungen Töchtern Helen und Esmeralda zu verweilen, solang es mir gefiel..

 

Der Regen und der Kirtag in der Stadt dauerten an und als die Strassen endlich wieder trocken schienen, um weiterzufahren, hatte ich so gute Freundschaften mit den Leuten geschlossen, daß der Abschied wieder schwer viel. Conan überreichte mir als Geschenk einen kunstvoll verzierten ledernen Holster, den er für meine alte Machete angefertigt hatte, Helen küßte mich zum Abschied und Nestos Frau Patrona kam gelaufen mit einem Sack voll Essen für die nächsten drei Tage. Sie wußte nicht, wohin ich fuhr, und weiter als bis ins nächste Dorf war sie nie gekommen, aber sie wußte, daß ein weiter Weg auf mich wartete.