Sandra

Bald verließ ich Mato Grosso und die endlosen Baumwoll und Soyafelder wechselten grünen Wäldchen, die sich über eine sanfte Hügellandschaft zogen. Auf kurvigen Nebenstrassen fuhr ich munter dahin, und kam bald in Goias an, wo ich auf einer einsamen Wiese halt machte und mein Zelt unter einem mächtigen Laubbaum aufschlug. Eine hölzerne fein verzierte Brücke führte im Halbbogen über den klaren Fluß. Aus den Hügeln kam er hervor und rauschte zwischen den Farnen und Moos überzogenen Felsen über einige Stufen herab in ein sandiges Becken. Der Ort wirkte wie ein verspielter chinesischer Garten. Doch genauso hübsch war auch das Städtchen selbst. Verträumt holperte ich über schmale gepflasterte Strassen vorbei an bunten einstöckigen Ziegelhäuschen, hellblauen Kirchen und blühenden duftenden Gärten. Beständige Schläge gegen den Rahmen des Motos störten aber bald meine morgendliche Spazierfahrt. Der Kofferträger war an drei Stellen gebrochen.

 

Es war Sonntag morgen, doch der erste Mopedfahrer, den ich nach einer offenen Werkstatt fragte, ließ sein Mädchen kommentarlos am Straßenrand stehen und führte mich zu seinem Bruder, der mir im Kreise der örtlichen Moto-Taxi Lenker meinen Träger wieder zusammenschweißte. Ich wollte mich wenigstens mit einem Essen für ihre Hilfe bedanken, statt dessen begleiteten sie mich zum Ortsausgang, schüttelten mir die Hand mit einem freundlichen Augenzwinkern, wünschten mir viel Glück und verschwanden. 

 

"Nun war's wohl Zeit, das hübsche Städtchen zu verlassen", dachte ich, da hörte ich eine Stimme hinter mir: "Bist wohl grad angekommen? Wie ist Dein Name? Gehen wir schwimmen?". Ein zierliches Fräulein saß auf einem kleinen Moped, den Helm halb über den Kopf gezogen, so daß ich ihr Gesicht sehen konnte. "Nein eigentlich nicht! Rolando! Und wie darf ich dich nennen?" entgegnete ich ihr. 

 

Sandra war Pianistin und gab Yoga Stunden. Sie lebte in einem kleinen Häuschen, reich verziert mit indischen Reliquien und umgeben von wuchernden Pflanzen, die alle einen medizinischen oder kulinarischen Zweck erfüllten. Unweit ihres Häuschens plätscherte der Fluß in ein tiefes Becken, das von schwarzen Steinwänden umgeben und seitlich in ein Sandbett auslief. Einige Jungs köpfelten von hoch oben in das Becken und es schien, als würden die Aras in den Baumwipfeln witzig ihre Sprünge kommentieren.

 

Einige Tage blieb ich in diesem Paradies, erkundete noch andere einsame Lagunen, buk Brot und Abends stellte mich Sandra ihren Freunden vor. Wir wurden zu Parties und zum Essen eingeladen, ich begleitete sie bei ihren Yogastunden und lauschte ihren Klavierkonzerten in den Lokalen.