Süße Erinnerungen (Privat)

 Einige Monate waren verstrichen, seit wir von Kolumbien abgelegt hatten. Leute kamen und gingen und immer wieder tauchten neue Gesichter auf. In Belize verabschiedeten wir uns von einem Kumpel, der uns ein Weilchen begleitet hatte. Im Boot, das ihn abholte sass ein junges Mädchen, das über ihr ganzes Gesicht strahlte. Lulu begrüsste sie herzlich. Sie war schon einmal an Bord gewesen, damals vor 20 Jahren, als ihre Mutter - mit ihr als Baby - am Schiff Hochzeit feierte.  

Wir wurden enge Freunde auf dem Weg nach Honduras, wo ihre Mutter an Bord kam: „Huu Puupsi“ rief sie von Weitem! – Mir war sofort klar, von wem das Mädchen ihrer fröhliche und nette Art hatte. Jede freie Minute verbrachten wir miteinander; kochten, philosophierten, knatterten auf dem Mietmoped vom Supermarkt um die Insel, studierten Sternbilder im Klüvernetz und schoben gemeinsam Nachtwache bei den Überfahrten, die jedoch nicht immer gemütlich und entspannt abliefen:

 

An einem stürmischeren Segeltag knickte kurz vor Sonnenuntergang der Klüverbaum weg und zerfetzte das Klüversegel. Mit gebrochener Nase lief der alte Schoner in die Bucht von Providencia ein. Den vom Vorsteven noch überstehnden Stummel flexten wir ab, beerdigten den alten Klüverbaum in der Bucht und schauten uns nach geeignetem Ersatz um. Bald lernten wir Jorge - den Polizeichef der Insel - und einige andere Leute kennen, luden eine Musikkapelle aufs Schiff ein und feierten mit allen die halbe Nacht durch.

 

Die Tage auf der Insel vergingen viel zu schnell, und schliesslich wars Zeit um von „Puupsi“ Abschied zu nehmen. Zeitig in der Früh fuhr ich mit ihr zum Steg wo schon Jorge mit dem Polizeitransporter wartete. Auf dem Flughafen kaufte er für uns Frühstück, verschwand und kam nach einer Stunde wieder zurück, als gerade die Durchsage zum „Bording“ ertönte. „Geh ruhig mit ihr durch die Schleuse!“ meinte er und nickte dem perplexen Sicherheitspersonal zu. Zusammen mit ihr schlenderte ich bis zum Flugzeug, während Jorge die Flughafensicherheit zurückhielt, die die Rampe herunter gelaufen kam.

 

„Seht ihr! sagte er zu ihnen, als das Mädchen schliesslich im Flieger verschwand und ich vom Rollfeld zurückkam: „Ist doch alles in Ordnung!?“ dann packte er mich an der Schulter, grinste und fuhr mich im Transporter wieder zurück zum Schiff. Ein paar Tage blieben wir noch auf der Insel, dann lichteten wir den Anker und segelten heimwärts in unsere vertraute Inselwelt.